Die Bundesregierung verzichtet angesichts der Bauernproteste auf die Vorschrift, dass Agrarsubventionsempfänger 4 Prozent ihrer Ackerfläche der Natur überlassen müssen. Deutschland werde diese von der EU gestattete Ausnahmemöglichkeit nutzen sagt das Landwirtschaftsministerium. Damit müssen Bauern für die wichtigste Subventionsart, die EU-Direktzahlungen, in diesem Jahr kein Land für Brachen, Blühstreifen oder Bäume zur Verfügung stellen.
Die EU hatte die „nicht produktiven“ Flächen ursprünglich ab 2023 vorgeschrieben, weil sie Rückzugsräume zum Beispiel für vom Aussterben bedrohte Tierarten wie das Rebhuhn sind. Zudem dienen sie als Puffer, die Pestizid-Abdrift von den Feldern verhindern, und wirken sich positiv auf die Bodenfruchtbarkeit aus. Doch wegen der Sorgen über zu hohe Getreidepreise infolge des Ukraine-Kriegs wurde das Inkrafttreten der Vorschrift 2023 verschoben. Nach den jüngsten Bauernprotesten ermöglichte die EU den Mitgliedstaaten, auf die Regel auch 2024 zu verzichten.
Zunehmend interessieren sich Landwirte für die Bereitstellung von Flächen für PV- und Windkraft-Anlagen, zur Gewinnung erneuerbarer Energie und als lukrative Einkommensquelle.
Dr. Hennies:
Milchviehhaltung ist in Nord-Westdeutschland die effizienteste der Welt, auch Ammoniak und Stickstoff sind auf dem Rückzug, die niedrige Stickstoffbelastung kommt in der Nordsee an. Der Trend bei Insekten könnte sich wenden. Ökolandbau funktioniert dort gut, wo genug Fläche vorhanden ist, die Erträge liegen aber deutlich unter denen der konventionellen Landwirtschaft. Am Finka-Projekt, wo modellhaft ökologische und traditionelle Landwirtschaft kooperieren, nehmen auch Betriebe aus dem Landkreis Osnabrück teil.
Dr. Schreiber:
Landwirtschaft auf Moor ist ziemlich schlecht, Flächenkonkurrenz gibt es auch mit Biogas und erneuerbaren Energien (Erneuerbare Energien bedeuten nicht unbedingt mehr Naturschutz, z.B. auf ehemaligen Militärflächen). Die Flächenkonkurrenz ist groß, die Konfliktbewältigung sehr anspruchsvoll. Das Problem muss gelöst werden, um nicht noch größere grundsätzliche Konflikte in der Gesellschaft aufkommen zu lassen Was die Entwicklung des großen Moores angeht, gibt es landwirtschaftliche Betriebe, die an gemeinsamen Lösungen zu Wohle des Naturschutzes interessiert sind. Hier könnte Modellhaftes entstehen. Auch im Gebiet der Artländer Bäche ist eine gute Zusammenarbeit der Landwirtschaft und der Naturschützer zu beobachten.
Silke Weyberg:
Nachdenken, wo man für wen welche Fläche verbraucht. Was wird im erneuerbaren Energiebereich gemacht? Ausschlaggebend ist das niedersächsische Klimaschutzgesetz mit ambitionierten Zielforderungen. Die grundsätzlichen Änderungen in der Flächenaufteilung sind bisher und künftig gar nicht so groß. Wird z.B. eine Moorfläche wieder vernässt, kann eine Solarfläche darüber der Wertschöpfung dienen und soziale Perspektiven schaffen. Wir sind dabei, ein komplett neues Energiesystem zu schaffen. Wir können aufgrund von Ausstiegen aus Öl, Gas und Kohle auch gar nicht anders. Wir müssen Lösungen bezüglich der Erweiterung der Erneuerbaren Energien hinbekommen. Wie kann dies wirtschaftlich, ökologisch und sozial verträglich angegangen werden?
Agri-PV ist noch nicht ausgereift. Anbau von Marktfrüchten ist möglich, aber eher im Moment durch Sonderkulturen. Sonst Tierhaltung unter normalem PV, z.B. Hühner. Die Wiedervernässung von Mooren kann mit PV einhergehen. Die kommunale Wärmeplanung muss auch mit einbezogen werden, ebenso wie die Biomasse (diese ist für die Wärmewende nötig). Mist und Gülle muss stärker eingesetzt werden, obwohl der Ertrag geringer ist als bei Mais. Der Frage muss man sich „unideologisch“ nähern.
Dr. Hennies:
Tierhaltung als Doppelnutzung tritt hinzu. Insbesondere im Obstbau können PV-Anlagen z.B. vor Hitze schützen (wird im Süden schon bei Wein gemacht), Waldaufforstung unter PV Energie. Aber: Die Energiekonzepte fehlen: Wo passt das zusammen? Die Superprivilegierung z.B. von Verkehr ist nicht zielführend. Im Zweifel verhindern starre Schutzkonzepte (z.B. im Rahmen von FFH) sinnvolle wirtschaftliche Weiterentwicklung von Höfen, selbst im Biobereich.
Dr. Schreiber:
Gebäude und Straßenränder (Straßenüberdachung, Parkplatzüberdachung) muss zuerst, als erste Maßnahme, angedacht werden. Auch der Wechsel der Existenzgrundlage von bestehenden Betrieben muss gelingen. Die Belange des Bio-Diversitätsschutzes müssen mindestens gleichrangig neben die Belange der Energiewende treten. Auch alte Waldgebiete bieten Potentiale, die gewahrt werden müssen. Der Landkreis Osnabrück verfügt bundesweit über die wenigsten FFH Gebiete („Ökologisches Armenhaus Europas“).
Diskussionsbeitrag: Könnte die Überdachung der bereits versiegelten Fläche (z.B. an der A1) nicht schon den Bedarf an PV Fläche zu großen Teilen decken?
Weyberg:
Es geht nicht darum, in einhundert Prozent der Waldflächen Windkraftanlagen zu bauen. Es geht aber darum zu schauen, wo und wie die erneuerbaren Energien am sinnvollsten ausgebaut werden können. Beim Ausbau der Erneuerbaren Energien ist von hoher Bedeutung, die vorhandene Infrastruktur zu beachten, die die optimale Nutzung von erzeugter Energie erst möglich macht. Hier geht es um den Bau von PV-Anlagen und Windkraft-Anlagen, wo auch die entsprechenden Leitungen, Elektrolyse-Einrichtungen, Speicherkapazitäten vorhanden sind.
Versuch, über das Raumordnungsprogramm den Einsatz von Windkraft zu regulieren: Link: https://www.windundnatur.de/
Hennies: Die Bundesenergiegesetzgebung fällt uns vor die Füße. Gebiete für PV-Anlagen, z.B. alte Industrieanlagen, die super geeignet wären, können nicht bebaut werden wegen der Superprivilegierung der Trassen. Zu viel Regelung, zuwenig Flexibilität, um praktische Lösungen zu ermöglichen.
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