Landwirte stehen vor großen Herausforderungen: Wandel hin zu mehr Tierwohl, mehr Klima- und Umweltschutz. Die Gesellschaft stellt hohe Erwartungen an Landwirte.
Ziel sei es, so der niedersächsische Ministerpräsident Weil, ein "modernes, natur- und umweltverträgliches und wirtschaftlich erfolgreiches Agrarland" zu sein. Allerdings befindet sich die Landwirtschaft dabei in einer Zwickmühle. Zum einen gibt es national und international einen hohen Wettbewerbsdruck. Zum anderen sind die gesellschaftlichen Erwartungen heute größer als vor 75 Jahren. Obwohl immer noch viele Menschen auf dem Land lebten, so Weil, sähen sich nicht mehr alle als Teil einer landwirtschaftlich geprägten Gesellschaft.
Der niedersächsische Landtag stellt fest: ‚Der Umbau von Landwirtschaft und Ernährung ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Wie vom Kompetenznetzwerk Nutztierhaltung vorgeschlagen, muss es eine für die Landwirtschaft verlässliche Finanzierungsgrundlage geben, um so heimischen tierhaltenden Betrieben angesichts des internationalen Wettbewerbs bedarfsgerecht und dauerhaft langfristige Perspektiven zu bieten. Eine Möglichkeit hierzu wäre der Tierwohlcent.’
Jörn Ehlers: Preise in Deutschland liegen ca. -,40 € über denen in Dänemark. Verbraucher sind immer einzubeziehen. Dass in Deutschland weniger produziert wird, liegt auch an der afrikanischen Schweinepest. Viele Ferkelimporte kommen derzeit aus Dänemark oder den Niederlanden. Größter Schweineproduzent ist in der EU derzeit Spanien. Die EU ist weltweit der größte Tierexporteur, der größte Importeur ist China. Der Fleischkonsum ist in der Bundesrepublik sukzessive zurückgegangen. Überraschend: vor allem junge Menschen essen wieder mehr Fleisch.
Dr. F. Hagen: Tierakademie des Dt. Tierschutzbundes bringt wissenschaftliche Expertise in der Nähe von München hervor, obwohl der Tierschutzbund sein Hauptquartier in Bonn hat.
Borchert-Kommission hat mit der Arbeit viele Aufsehen erregt. Vor allem die Empfehlung, die deutsche Nutztierhaltung komplett in Stufe 2 (Haltungsform 3) zu überführen, sorgte für Gespräche. Laufende Kosten sollten durch Tierwohlprämien gedeckt werden.
An der Umsetzung hapert es aber, was aktuell dem Ampelchaos anzulasten ist. Der Tierwohlcent als Verbrauchssteuer (ohne Zweckbindung) war bereits als Abgabe auf Fleisch und fleischhaltige Produkte auf den Weg gebracht. Aber der Bundesfinanzminister lehnte ab.
Es gibt Forderungen an eine neue Bundesregierung. Die Mehrwertsteuer wird als Mittel der Wahl angesehen: sie kann den Fleischkonsum steuern, ist aber nicht zweckzubinden (laut EU- Beihilferecht). Die Steuer würde einfach in den Bundeshaushalt fließen. Der Tierschutzbund trägt den gefundenen Konsens mit. Es muss aber eine kohärente Strategie der nächsten Bundesregierung geben. Es muss einfach endlich gemacht werden, was die Borchert- und andere Kommissionen bereits erarbeitet und gefordert haben.
Gabriele Mörixmann: drei Betriebsstätten, Tierwohl Plus, Hähnchenställe im Programm vom deutschen Tierschutzlabel, Sohn hat Freilandlegehennen. Mist aller Tiere geht in die Biogasanlage, ‚wir wirtschaften in im Kreislauf mit guter CO2 Bilanz‘. In den 80er Jahren noch auf dem konventionell betriebenen Hof der Eltern. Vorteile aus allen Konzepten sollten verbunden werden, Schwarz-Weiß-Denken blockiert unnötig. Warum wird die Sau fixiert, ist ein Ferkelschutzkorb nötig, werden Schwänze kopiert? Als Ausgangspunkt der Überlegung. Wenn es sich niemand leisten kann, geht auch kein Tierschutz.
Aktivstall für Schweine ist in Haltungsform 4, derzeit 9 Betriebe sind dort gebündelt. Einmal pro Jahr transparent die Darlegung der Preise. Keine Lieferung ins Ausland, ganzheitliche Verwertung und Verarbeitung der Tiere. Nur transparent arbeitende Partner, z.B. bei der Schlachtung. „Auf Veränderung zu hoffen, ohne was zu tun, ist wie am Bahnhof stehen und auf ein Schiff zu warten.“
Supermütterliches Fundament durch die Auswahl schon der Großmuttersau. Viele Tierwohlprogramme beginnen erst in der Mast, Aktivstall startet schon bei der „Omasau“. Alle Aktivstallschweine haben doppelt so viel Platz wie konventionelle Schweine, Wahl zwischen überdachten und freien Auslaufbereichen. Schwitzen geht nicht, daher gibt es neben warmen Zonen auch kühlen Untergrund und Badestellen. Abwechslung in Bewegung und Fütterung. Offene Tränken und Wühlerden mit Urgesteinsmehlen, diese wirken entschlackend und toxinbindend.
Ein System sollte ohne Förderung auskommen. Märkte werden durch Förderung geschaffen, die es billiger machen können, als diejenigen, die vorangegangen sind (denn die haben es ja geschafft, weil der Ursprungsmarkt es hergegeben hat). Vermarktung, auch mit Livestream aus dem Schweinestall und auf sozialen Medien.
Auch zeigen, wie Schattenseiten bei der Zucht aussehen (z.B. Pilzbelastung im Futter, dickes Bein beim Schwein etc.). Lückenschluss und Markt, der real da ist. Wer nicht transparent arbeiten will, ist im Aktivstall für Schweine nicht richtig.
Die Präsentation der Ware ist das A und O. Da ist manchmal noch Luft nach oben. Eine Kennzeichnungspflicht für alle (auch kleine Fleischereien, Gastronomie). In Schulen müssten nicht nur Schulbücher über ideale Bedingen aufklären, auch in der Schulmensa muss gutes Fleisch erhältlich sein. Ringelschwanz und Abferkelung sind wichtige Themen. Mehr Tierwohl zum billigsten Preis ist nicht möglich.
Marga Pröhl: Was müsste jetzt passieren, damit mehr Wertschätzung beginnt. J. Ehlers: Der Einzelhandel ist schwierig. Ringelschwanzprogramm in Niedersachsen ist eine Erfolgsgeschichte und hätte für Deutschland Pilotcharakter haben müssen. Brinkmann: der Verbraucher ist eine heterogene Gruppe, die „Gatekeeper“ sind aber entscheidend, hier ist vor allem der Handel zu nennen. Eigene Labels werden ausgebootet. Die Gastronomie ist selten ein Thema. Viele bereiten nicht mehr selber ein schönes Stück Fleisch zu, sondern gehen essen. Das Restaurant hantiert aber mit dem Fleisch aus Argentinien, wo das Tierwohl nicht so das Thema ist.
Pröhl: Haltungsform 2 dominiert eindeutig, man findet fast nichts Anderes. Dr. F. Hagen: Tierschutzbund nimmt teil am Label-Dschungel und stellte fest, dass die Verbreitung sehr schwierig ist. Wie nimmt man Verbraucher und Handel mit, damit das Staatsziel Tierschutz umgesetzt werden kann? Es darf nicht darum gehen, was die Verbraucher akzeptieren, das Tier selbst muss in seiner Würde geschützt werden. Nordemann-Brands: Die Tierhaltung in Deutschland ist besser als anderswo. Die wenigen Fälle, die es gibt, werden hochgejazzt. Die Bürokratie macht „kirre“.
Pröhl: Was muss auf politischer Ebene passieren? Wie kann gewährleistet werden, dass Beispiele wie G. Mörixmann nicht alleine stehen? Wie kann die Transformation gelingen ?
Ehlers: Größte Gefahr derzeit: Die Tierhaltung wird ins Ausland verlagert. Schon jetzt müssen Schnitzel importiert werden. Im Ausland herrschen andere Standards oder eben auch nicht.
Dr. Hagen: Hoffentlich gibt es keine weiteren Kommissionen, deren Ergebnisse nicht umgesetzt werden. Es liegt genug vor, um damit agieren zu können. Auch wissenschaftlich ist festgestellt, dass in der konventionellen Haltung das Tierwohl oft der Wirtschaftlichkeit geopfert wird.
Mörixmann: Wenn ein Betrieb sich entwickeln möchte/muss, muss er eine Genehmigung bekommen. Ein Wirtschaftszweig, der sich nicht entwickeln kann, ist Geschichte. Politik sollte ein Grundgerüst für Tierschutz festlegen. Aber es sollte nicht so eng gestrickt werden, dass z.B. Entwicklung und Flexibilität dabei ausgeschlossen werden. Auch in bestehenden Ställen muss ein Handlungsspielraum sein. Und Verkäufer müssen wissen und erklären können, was sie an der Fleischtheke verkaufen. Der Kunde muss eine echte, gut präsentierte Wahl haben.
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